09 Mrz Herpes kann Ihr Gehör schädigen
Zoster Herpes kann man auch an den Ohren bekommen. Dabei handelt es sich um die gefürchtete Gürtelrose im Ohr (Herpes Zoster Oticus). Was viele gar nicht wissen: Lippenherpes, Gürtelrose und Windpocken hängen eng zusammen. Die gute Nachricht: Es gibt mit Aciclovir ein gutes Medikament und gegen Gürtelrose können Sie sich impfen lassen.
Was ist Herpes Zoster?
Herpes zoster ist eine Viruserkrankung, die auch Gürtelrose genannt wird. Sie kommt von einer Reaktivierung des Varizella-zoster-Virus, dem auch für Windpocken verantwortlichen Erreger. Eine Gürtelrose bringt einen äußerst schmerzhaften Hautausschlag mit sich. Warum die Krankheit aus den schlafenden Viren gerade zu diesem Moment ausbricht, ist meist unbekannt. Meist wird eine Schwächung des Immunsystems verantwortlich sein. Aber auch starke Sonneneinstrahlung, Stress, Ekel und Überanstrengung wurden schon als Gründe angeführt. Auch das Alter, eine HIV-Infektion, Röntgenbestrahlung, UV-Strahlen oder Kontakt mit giftigen Substanzen können der Auslöser sein.
Auch am Ohr gefährlich
Wenn von Gürtelrose die Rede ist, denken wir zuerst an eine einseitig, gürtelartige Veränderung in Taillen- oder Brusthöhe. Aber Herpes kann sowohl im Gesicht als auch an den Ohren auftreten. Oft werden die Viren ausgerechnet in dem Hirnnerv reaktiviert, der für das Hörvermögen und den Gleichgewichtssinn zuständig ist. Das Tückische dieses Virus ist, dass er beispielsweise nach einer Windpockenerkrankung inaktiv in den Nervenwurzeln ruht und man nichts davon bemerkt. Das kann Jahre und Jahrzehnte gut gehen. Doch unter den oben beschriebenen Umständen, z.B. bei einem geschwächten Immunsystem können die Viren wieder reaktiviert werden. Sie wandert entlang der Nervenbahnen und sorgen dann am Zielort für eine heftige Entzündung des betroffenen Nervengewebes bis nach außen zur Haut, wo dann schmerzhafte Wunden entstehen. Es entstehen geplatzte Bläschen, die dann eine Kruste bilden und allmählich abheilen. Passiert das hinter und im Ohr, weist das meist auf die Gürtelrose im Ohr hin, einen Herpes Zoster oticus.
Symptome: Wie erkennt man Gürtelrose?
Herpes zoster oticus zeigt vielfältige, aber gut zuzuordnende Symptome. Erste Anzeichen, an denen man eine Gürtelrose im Ohr erkennen kann, sind feurig brennende und tief sitzende Schmerzen, die auf- und abschwellend unter der Haut sitzen. Das merkt man schon Tage bevor sich die typischen Bläschen bilden. Außerdem kommt es zu Juckreiz und Überempfindlichkeit an der betroffenen Hautstelle. Die Erkrankten fühlen sich häufig abgeschlagen und fiebrig.
herpes zoster oticus kann auch so erkannt werden:
- Starke Ohrenschmerzen
- mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen an der Ohrmuschel, am Ohrläppchen und im Gehörgang und auch seitlich am Hals
- Hörbeeinträchtigungen bis hin zur Taubheit
- Lähmungserscheinungen einer Gesichtshälfte, gestörter Speichelfluss, Geschmacksverlust
- tagelang anhaltender Dreh-Schwindel
- Mitunter Kopfschmerzen oder Nackensteifigkeit
- Überempfindliche Reaktion auf laute Geräusche
Diagnose
Die Diagnose für diese Erkrankung, die Gürtelrose am Ohr ist für den behandelnden Arzt einfach zu stellen. Die Bläschen und die Rötung am Ohr und im Bereich des Ohres und die übrigen Symptome sind charakteristisch für Zoster oticus. Nur in Problemfällen ist weitere Diagnostik notwendig. Im Zweifelsfall lässt der Arzt dann den Erreger im Sekret der Bläschen oder – bei Verdacht auf eine Mitbeteiligung des Gehirns – in der Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit untersuchen.
Behandlung: Was hilft und was kann man tun?
Eins vorneweg: Mit Hausmitteln kommen Sie bei Herpes Zoster nicht weit. Es schadet aber natürlich nicht, wenn Sie sich während der Behandlung selbst Gutes tun, viel trinken und Ruhe suchen. Ansonsten kommt für die Behandlung nur ein antivirales Medikament infrage. Hier steht mit Aciclovir ein sehr gutes Präparat zur Verfügung, das es in Tabletten- und Salbenform gibt, das aber auch als Infusionslösung verabreicht werden kann. Dieses Präparat hilft sehr schnell und erreicht in kurzer Zeit eine Schmerzfreiheit und eine Verbesserung der Hautsymptome. Zu den antiviralen Medikamenten zählen Aciclovir, Famciclovir, Valaciclovir oder Briduvin, die ausgenommen von Aciclovir oral, über den Mund eingenommen werden und die die Infektionsdauer verkürzen. Bei Zoster oticus sollten zusätzlich betäubende Ohrentropfen angewendet werden, um die Schmerzen zu lindern. Auch antibiotisch wirkende Tropfen werden zumeist gegeben, um das zusätzliche Risiko einer bakteriellen Infektion zu reduzieren. Am Besten wird spätestens 72 Stunden nach Auftreten der Hautsymptome mit der antiviralen Therapie begonnen. Deshalb sollten Sie gleich beim ersten Auftreten von Symptomen den Arzt verständigen.
Das können Sie selbst tun:
- Kalte Tücher oder Kompressen zur Linderung
- in Absprache mit dem Arzt schmerzlindernde Puder und Cremes
- viel Trinken
- Lockere Kleidung, wenn die betroffenen Stellen berührungsempfindlich sind
- Bettruhe und viel Schlaf
Gürtelrose ist ansteckend – Gute Hygiene ist das A und O. Außerdem sollte enger Kontakt zu anderen, vor allem zu Babys, Schwangeren, Kleinkindern und kranken Menschen, vermieden werden.
Die Gürtelrose ist jedoch nicht für diejenigen ansteckend, die bereits die Windpocken hatten, denn sie tragen den (schlafenden) Erreger sowieso schon im Körper.
Vorbeugung durch Impfung
Mit Shingrix liegt nun ein Impfstoff vor. Bei über 60 Jahre alten Patienten übernehmen die Krankenkassen die Impfung, die nach einigen Wochen nochmal wiederholt werden muss. Risikopatienten können die Impfung schon ab dem 50. Geburtstag in Anspruch nehmen. Mehr dazu unten im Infokasten.
herpes zoster Komplikationen und Gesichtslähmung
Sowohl bei einer Nichtbehandlung eines Zoster oticus, als auch nach zunächst erfolgreicher Behandlung (dann aber nicht so oft) können schwerwiegende Komplikationen zurückbleiben. Manche davon bleiben leider für immer, andere können sich unter günstigen Umständen auch wieder zurückbilden.
So kann Schwerhörigkeit oder sogar Taubheit die Folge sein. Auch die periphere Faszialisparese (Nervenlähmung) kann als Komplikation zurückbleiben. Das bedeutet ein schiefes, einseitig schwach oder ganz gelähmtes Gesicht mit einem inkompletten Lidschluss, einem unvollständigen Mundschluss und hängenden Mundwinkeln. Gott sei Dank kommt es hier aber in ca. 80% der Fälle zu einer Ausheilung.
Oft bleibt auch eine Neuralgie der betroffenen Nerven zurück, die dauernd und immer mal wieder Schmerzen verursachen können.
Fazit:
Eine herpes zoster infektion sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Auch wenn die Windpocken zu den Kinderkrankheiten gezählt wird, die bei Kindern meist schnell und komplikationslos ausheilen, können die in den Körper gelangten und dort schlafend verbliebenen Zosterviren eines Tages eine schmerzhafte und gefährliche Gürtelrose auslösen. Deshalb sollte jeder darüber nachdenken, ob er nicht die angebotene Schutzimpfung in Anspruch nimmt. Auch Geimpfte können nochmal an Zoster erkranken, der Verlauf ist dann aber meist milder. Die STIKO empfiehlt seit 13.12.2018 die Impfung gegen Herpes Zoster mit dem adjuvantierten Totimpfstoff als Standardimpfung für alle Personen ab 60 Jahren und als Indikationsimpfung für immunsupprimierte Personen und Patient*innen mit einer Grunderkrankung von 50 – 59 Jahren.
Informationen zur Erstattung durch die Krankenkassen / herpes-zoster-impfung
Die STIKO empfiehlt seit 13.12.2018 die Impfung gegen Herpes Zoster mit dem adjuvantierten Totimpfstoff als Standardimpfung für alle Personen ab 60 Jahren und als Indikationsimpfung für immunsupprimierte Personen und Patient*innen mit anderen schweren Grundkrankheiten von 50 – 59 Jahren.
Der G-BA hat sich am 07.03.2019 dieser Empfehlung angeschlossen.Mit Veröffentlichung der Schutzimpfungsrichtlinie im Bundesanzeiger am 30.04.19 wurde die Impfung gegen herpes zoster in den Pflichtleistungskatalog aller gesetzlichen Krankenkassen übernommen, auf die jeder gesetzlich Versicherte in Deutschland seit 01.05.19 einen Anspruch hat.
Für den/die Patient*innen bedeutet dies, dass der Impfstoff gegen Herpes Zoster gemäß den Empfehlungen der STIKO von allen Krankenkassen erstattet werden muss.
Die Details zu der Impfvereinbarung in Ihrer KV Region finden Sie hier.
Am 25.08.2020 hat die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) eine Erweiterung der Zulassung für Shingrix, den Totimpfstoff zur Vorbeugung von Herpes Zoster (HZ) und postzosterischer Neuralgie (PZN), ausgesprochen.
Damit sind nun auch Personen mit einem erhöhten Risiko für Herpes Zoster von 18 – 49 Jahre eingeschlossen. Damit ist Shingrix nicht nur für alle Erwachsenen im Alter von 50 Jahren und älter zugelassen, sondern auch für Erwachsene von 18 – 49 Jahre mit einem erhöhten Risiko für Herpes Zoster.Die bisherigen Empfehlungen der STIKO (Epi Bull 34/2020) umfassen die Altersgruppe von 18-49 Jahren und gesunde Personen zwischen 50 und 59 Jahren noch nicht und somit ist diese Zulassungserweiterung auch in der Schutzimpfungsrichtlinie nicht abgebildet.
Daher ist die Erstattung der Impfung in diesen Altersgruppen durch die regionalen Impfvereinbarungen nicht abgedeckt. Der Impfstoff muss in diesen Fällen ausschließlich privat verordnet, das Impfhonorar nach GOÄ abgerechnet werden.
Viele Krankenkassen erstatten die Impfung auf vorherige Nachfrage im Rahmen der Kostenerstattung, gerade bei den 18-49 Jährigen Risikopatient*innen, die an einer Grunderkrankung leiden und daher besonders durch eine Gürtelrose gefährdet sind. Dabei ist die Höhe und Möglichkeit der Erstattung abhängig von der jeweiligen Krankenkasse.Materialien und Informationen zum Ablauf der Kostenerstattung finden Sie hier.
Hinweis:
Dieser Text dient journalistischer Information und gibt nur persönliche Meinung und Erfahrungen wieder. Vor Entscheidungen in Rechts-, Steuer- und Medizinfragen bitte immer eine Fachperson fragen. Fragen Sie immer einen Arzt, Apotheker, Anwalt oder Steuerberater. Das ist günstiger als Sie denken. Verlassen Sie sich nie auf Wissen, das Sie sich nur im Internet zusammengefischt haben!
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